Modal Split 2018Erhebungen zur Verkehrsmittelwahl (Modal Split, siehe unten) zeigen, dass der Anteil des Radverkehrs im Kreis Pinneberg in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Im Gegenzug hat der Anteil des Motorisierten Individualverkehrs abgenommen. Das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) hat in einer bundesweiten Studie zur Attraktivität der Innenstädte ermittelt, dass 21 Prozent aller Innenstadtbesucher das Fahrrad als Verkehrsmittel wählen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei nur 14 Prozent.

Der eindeutige Trend zeigt: Es sind unmittelbar Maßnahmen erforderlich, um dem stetig steigenden Radverkehr im Kreis Pinneberg den nötigen Raum zu geben. Offensichtlich steigen immer mehr Menschen aufs Fahrrad um, um nicht länger im Stau zu stehen. Gut so, denn jeder einzelne Radfahrer hilft, den zwingend erforderlichen Autoverkehr flüssig zu halten.

Wir, drängen deshalb auf schnelle und nachhaltige Weichenstellungen bei der Gestaltung des Straßenverkehrs. Leider ist die Radverkehrsinfrastruktur bislang nicht mitgewachsen, vor allem nicht an die veränderten gesetzlichen Vorgaben angepasst worden. Das Gros der Radwege ist in einem sehr schlechten Zustand. Das Land lässt die Radwege entlang vieler Landstraßen regelrecht vergammeln. Aber die Qualität eines Radweges zeigt sich nicht alleine an der Oberflächenbeschaffenheit. Auch die Wegführung ist entscheidend.

Die vorhandenen Radwege enden häufig an Querstraßen und die Radfahrer müssen entweder wider Willen abbiegen oder sich ihren weiteren Weg selber suchen. Das mündet dann in aller Regel verbotenerweise auf dem Gehweg oder die Radlerin muss absteigen, warten und sich zwischen den Pkws auf der Fahrbahn einfädeln. Sicheres und komfortables Radfahren geht anders.

Auf den im Kreisgebiet immer noch vielfältig vorhandenen kombinierten Geh-Radwegen kommt es alltäglich immer wieder zu Konflikten, unter anderem weil der Geschwindigkeitsunterschied zwischen den Fußgängern und Radfahrern etwa Faktor 5 beträgt. Der Freizeitradfahrer auf dem Weg zur Eisdiele mag die mehrmals pro Woche auf seinen Wegen abgestellten Mülltonnen etc. ja vielleicht noch als unvermeidbar hinnehmen. Die Alltagsradfahrer auf dem täglichen Weg zum Bahnhof, zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen sehen darin vor allem Gefahren und Behinderungen.

In vielen Kommunen im Kreis stehen darüber hinaus die Bushaltestellen direkt am Radweg und sind unfallträchtig, weil ein- oder aussteigende Fahrgäste spontan vor den Radfahrern stehen.

Unverändert existieren im Kreis viele linksseitige Radweg-Benutzungspflichten. Dies ist besonders gefährlich, weil an Querstraßen und Einfahrten hinein fahrende oder heraus kommende Fahrzeugführer nicht mit Radfahrern aus der ‚falschen‘ Richtung rechnen und daher nicht wahrgenommen werden. Allein in Rellingen sind zwei Drittel der gemeldeten Unfälle (fast 50 jährlich) ursächlich auf die linksseitige Benutzungspflicht zurückzuführen, die es gemäß Straßenverkehrsordnung seit mehr als 10 Jahren in diesem Maße  nicht mehr geben dürfte. Die Dunkelziffer dürfte erheblich höher liegen.

Wir begrüßen, dass die Verkehrsaufsicht nun endlich reagieren und in den kommenden Wochen Veränderungen herbeiführen will. Nachdem man in Schenefeld seit Jahren gute Erfahrungen gesammelt hat, werden nun auch in anderen Kommunen innerorts einige Radwegbenutzungspflichten entlang der Kreisstraßen entfallen, so dass die Radfahrer zukünftig – wie auch schon in vielen anderen Orten deutschlandweit – auf der Fahrbahn radeln werden.
Unfallstatistiken belegen, dass Anzahl und schwere der Unfälle mit Radfahrern durch die Verlagerung des Radverkehrs auf die Fahrbahn dramatisch zurückgehen – auch wenn die subjektive Wahrnehmung der Einzelnen zunächst etwas anderes vermuten lässt. Auf der Fahrbahn radelt man im Blickfeld des motorisierten Verkehrs.
Natürlich ist hierbei ein gehörig Maß an gegenseitiger Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer erforderlich. Das Wichtigste ist die Einhaltung des Überholabstandes (Mindestmaß 1,5 Meter).

Unsicheren Radlern wollen die Verwaltungen mit der Beschilderung ‚Gehweg' + ‚Radfahrer frei‘, weiterhin die Benutzung der bislang kombinierten Geh-Radwege ermöglichen. Aber vielleicht sehen wir ja auch bei uns bald den einen oder anderen Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Der politische Wille ist da. In den kommenden Jahren stehen Finanzmittel zur Verfügung, um moderne/zeitgerechte Radverkehrsinfrastruktur im Kreis zu etablieren, wie sie in anderen Bundesländern längst flächendeckend verfügbar ist.

Wir sind zuversichtlich: 25 % Radverkehr bis 2025 sind möglich, steigen Sie um!


Der Modal Split wird zur Einschätzung der Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Fußwege, Fahrradstreifen, Buslinien) ermittelt. Verwaltungen, Verkehrsgesellschaften und Verkehrsverbände führen regelmäßig Verkehrszählungen durch. Diese Daten des realen Verkehrsaufkommen einer Region werden prozentual auf die Verkehrsträger (Fußverkehr, Radverkehr, Motorisierter Individualverkehr, Mitfahrer im motorisierten Individualverkehr und öffentlicher Nahverkehr) aufgeteilt. (Zahlen: HVV)

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