Pinneberger TageblattDas Pinneberger Tageblatt veröffentlichte in den vergangenen Wochen eine vierteilige Serie, in denen Herr Steenbock, der Leiter der Pinneberger Verkehrsbehörde, zu den Plänen und Herausforderungen bei der Verkehrsplanung interviewt wurde. Es wäre allerdings schön, wenn der Radverkehr tatsächlich so gefördert würde, wie Herr Steenbock suggeriert. Leider stand die Stadt Pinneberg an vielen Stellen lange Zeit auf der Bremse. Allein am Geld kann es nicht liegen. Aber Herr Steenbock hat Recht: Ein lückenloses Fahrradkonzept ist eine Herkules-Aufgabe. Das benannte Problem: Der benötigte Platz. Nachdem einige Jahrzehnte alles für den Autoverkehr getan wurde und die nichtmotorisierten Verkehrsarten auf die übrig bleibenden Restflächen verbannt wurden, ist es Zeit für eine Umverteilung. Ja, ebenfalls richtig, es gibt Vorgaben und Vorschriften, wie Straßen zu gestalten sind. Wir fragen uns deshalb, warum Radfahrer und Fußgänger trotzdem immer noch an vielen Stellen mit nicht diesen Vorschriften entsprechenden Wegen zufrieden sein müssen. Wie viel Platz wird in Pinneberg für auf der Fahrbahn parkende Fahrzeuge verschwendet? Wahrscheinlich weiß es niemand so genau. Unterm Strich ist das jedoch eine erhebliche Subventionierung des Kfz-Verkehrs. Dass man Innenstadt-nahe Parkplätze nicht in der erforderlichen Menge kostenlos anbieten kann, sollte jedem klar sein.

Inzwischen regt sich in Pinneberg aber wohl etwas. Wir sind gespannt auf die zukünftigen Entwicklungen. Nachdem die Velorouten ja schon einige Jahre existieren, müssen diese nun endlich sichtbar gemacht werden. Denn niemand kennt diese Routen, keine Wegweiser zeigen sie an. Auf diesen Velorouten soll es nun weitere Fahrradstraßen geben. Ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Wichtig sind vor allem eindeutige Regeln. Herr Steenbock weist auf das Rechtsfahrgebot auch für Radfahrer hin. Wenn jedoch Radverkehr mal rechts und mal links geführt wird, weiß niemand mehr, was eigentlich die Regel ist. Mal muss man links fahren, mal darf man links fahren, mal darf man rechts nicht fahren - wie war das mit dem Rechtsfahrgebot? So ein Durcheinander wird einem Kraftfahrer nicht zugemutet. Hier ist die Regel streng und ausnahmslos. Wenn noch dazu kommt, dass Straßen die Region wie Schneisen durchtrennt und man als Radfahrer nur mit zwei bis drei Ampeln die Straßenseite wechseln kann, ist die Akzeptanz von Regeln verspielt. Der Höhepunkt ist, wenn man das Grün jedes Mal anfordern muss, selbst wenn der Kraftverkehr in die gleiche Richtung bereits Grün hat. Das Ergebnis ist sichtbar: Es wird irgendwie gefahren.

Dass die Regeln nicht ganz einfach sind, beweist Herr Steenbock eindrücklich: Seine Behauptung, in Tempo-30-Zonen und verkehrsberuhigten Bereichen müsse ein Radfahrer seit den 1980er Jahren auf der Straße fahren, ist schlicht falsch. Natürlich darf ein Radfahrer in solchen Straßen auch vorhandene Radwege benutzen, aber die Stadt darf ihn nicht per Radweg-Schild dazu zwingen. Nicht nachvollziehbar ist auch die Unterscheidung von Versicherungskennzeichen und "normalen" Kennzeichen bei Zweirädern, wenn es um die Parkplatzwahl geht. Egal, was für ein Kennzeichen, in jedem Fall handelt es sich um ein Kraftfahrzeug. Warum soll ein Kraftfahrzeug mit Versicherungskennzeichen auf einem Fahrradparkplatz parken dürfen, ein Kraftfahrzeug mit "richtigem" Kennzeichen aber nicht? Im Regelfall sind Fahrradstellplätze auf Gehwegen oder anderen Fußgängerflächen eingerichtet. Dort haben Kraftfahrzeuge grundsätzlich nichts zu suchen.

Es wird klar: Straßenverkehr ist nicht einfach. Der Illusion, dass jeder alle Regeln kennt, darf man sich nicht hingeben. Hier liegt es an der Verkehrsplanung, den Verkehrsablauf so eindeutig wie möglich zu gestalten und die unterschiedlichen Verkehrsarten angemessen zu berücksichtigen. Am Geld darf es nicht scheitern.

Die vier Artikel des Pinneberger Tageblatts finden Sie in unserem Pressespiegel:

„Nicht weit laufen und schnell wieder weg“

Radler immer auf die Fahrbahn?

Ständige Rücksicht ist gefordert

Alt und Neu zusammenbringen